Zorn! Dramatisches Erzählen heute. WIEN 26.9.–4.10.2009

ZORN! - Newsletter #2 vom 25.08.2009

Auch der (irdische) Zorn hat seine Grenzen...

Spätestens dann, wenn „höhere Gewalt“ ins Spiel kommt - denn als solche muss man ein Michael Jackson Tribute-Konzert vor den Toren des Reinhardt-Seminars zum geplanten Zeitpunkt unserer Festivaleröffnung definitiv betrachten!
So weichen wir also den übermächtigen Ereignissen und verschieben die im letzten Newsletter noch für Sa, 26.9. angekündigte Österreichische Erstaufführung von "Georgia" auf Sonntag, 27. September. Auch die Uraufführung der Franzobel'schen "Liebesgeschichte" wird am selben Tag (zeitlich) etwas nach hinten rücken.
Die aktuelle Terminübersicht des Festivals steht für Sie hier im PDF-Format zum ablegen, ausdrucken, aufhängen, nachsehen, auswählen,... bereit.

Nach diesem turbulenten Start erwarten sie am Montag und Dienstag die beiden nächsten zornigen Premieren.
Ein großer Klassiker, und einer, der sich in seinem literarischen und literaturwissenschaftlichen Werk vielfach und spielerisch auf die Klassiker bezieht, stoßen uns mit ihren Texten auf die Frage: Was ist das Wesen und der Verlauf des "Zorns"? Ist er ein Kind des Rausches oder der Strategie?
Zwei spannende szenische Assoziationen erwarten Sie!

Über alles Weitere berichten wir dann im nächsten Newsletter. Ausführliche Informationen, Spielplan und Kartenvorverkauf finden Sie wie immer unter www.dramatisches.at.

Erleben Sie eine dramatische Woche mit dem Reinhardt-Seminar!

Euripides: Bakchen

Euripides letztes Stück, ist ein Text über den Zorn. Den Zorn als solchen.
Dionysos, Gott des Theaters, der Fruchtbarkeit und des Rausches verliert sich in seiner Kränkung, nicht anerkannt zu sein und zieht einen blutgetränkten Vernichtungsstrom hinter sich her. In Wahnsinn und Raserei versetzt er seine Gefährtinnen, die Bakchen (Bachantinnen). Und sie wissen nicht, was sie tun.

„Die Bakchen“, eine der grausamsten und gewalttätigsten Tragödien, ist zugleich auch eines der archaischsten Stücke der Theaterliteratur. Die Orgien rufen Entsetzen und Abscheu hervor, wie jeder Massenausbruch, jede Massenbewegung epidemische Barbarei in sich trägt.

Pentheus, Thebens junger König, verweigert Dionysos den Opferdienst, da er ihn nicht als Gott anerkennt und setzt damit die Tragödie in Gang. Dionysos reagiert. Heftig. Die Drohung steht: Sollte sich Pentheus ihm und seinen Bachantinnen widersetzen, werde er den Kampf mit ihm aufnehmen. Aber Pentheus glaubt ihm nicht. Um Ordnung und Vernunft geht es diesem Mann, der den schlechten Einfluss fürchtet, den Dionysos auf die Polis haben könnte. Er wird mit seinem Tod büßen müssen, was unverhandelbar, undenkbar bleibt.

  • Autor: Euripides (aus dem Griechischen von Simon Werle)
  • Regie: Steffen Jäger
  • Bühne & Kostüm: Lydia Hofmann
    Musik: Max Fürth
  • Darsteller:
    Wojo van Brouwer, Emily Cox, Veronica Glatzner, Anne Grabowski,
    Daniel Frantisek Kamen, Jenny-Ellen Riemann,
    Eva Maria Sommersberg, Elisa Ueberschär
  • Termine: Mo, 28.9. (19:00)) // Di, 29.9. (19:00) // Mi, 30.9. (19:00) // So, 4.10. (11:00)
    Spielort: Max Reinhardt Seminar / Alte Studiobühne
  • © Verlag der Autoren, Frankfurt

Daniel Kehlmann: Töten

Sommerferien, gleißende Hitze. Gähnende Langeweile, die Welt scheint still zu stehen. Nichts passiert. Jeden Sommer das Gleiche. Die Eltern, die Schwester, der Fernseher, der Garten und der Schäferhund hinterm Zaun.

Und dann, an einem heißen Junitag, kurz vor dem Mittagessen, ist es plötzlich soweit: Der Junge bemächtigt sich des Laufs der Dinge, beendet den Stillstand, die brütende Leere. Und plötzlich ist nichts mehr, wie es einmal war.

Daniel Kehlmann schildert in einem lakonischen, ruhigen Erzählton den Ausbruchsversuch eines halbwüchsigen Jungen und stellt gleichzeitig die Grundsatzfrage nach der Existenz des Bösen. Mit feiner und präziser, filmischer Beobachtungsgabe beschreibt Kehlmann, wie der Junge die Umwelt wahrnimmt, der er angehört, die er aber gleichsam wie von außen betrachtet - bis zu dem Punkt, an dem die gewohnte Umgebung sich allmählich verändert, verschiebt und schließlich verdichtet zu einem Entschluss, der diesen Sommertag unwiederbringlich zu einem unvergesslichen Ereignis werden lässt.

  • Autor: Daniel Kehlmann
  • Filmregie / Drehbuch: Tobias Dörr
    Bühnenregie / Fassung: Benedikt Haubrich
  • Ausstattung: Nina Ball
    Musik: Christian Mair
  • Darsteller (Film): Flavio Schily, Swintha Gersthofer
    Darsteller (Bühne): Bernd-Christian Althoff
  • Termine: Di, 29.9. (19:30) // Mi, 30.9. (19:30) // Fr, 2.10. (21:00) // Sa, 3.10. (19:30)
    Spielort: Salon5
  • Uraufführung
    Nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von Daniel Kehlmann (c) Thomas Sessler Verlag, Wien

Diskussion: »Zorn: Rausch oder Strategie?«

Mit etwa folgenden Fragen - inspiriert von den Produktionen „Bakchen“ und „Töten“ - werden Barbara Rett und ihre Gäste an den renommierten Psychoanalytiker Felix de Mendelssohn herantreten.

- Ist der Rausch eine Grundbedingung der Eskalation des Zorns?
- Gibt es den kalkulierten Zornesausbruch?
- Verraucht Zorn? Oder staut er sich unweigerlich auf bis zur Entladung?

Wir freuen uns auf eine lebendige Diskussion mit den Künstler-Teams und dem Publikum!

  • Wissenschaftliches Außenauge: Felix de Mendelssohn
    Moderation: Barbara Rett
    mit: Tobias Dörr, Benedikt Haubrich, Steffen Jäger, Anna Maria Krassnigg
  • Termin: Mi, 30.9. (21:15) // Max Reinhardt Seminar / Foyer
  • Eintritt frei
  • Spielorte:
    Max Reinhardt Seminar Wien (Penzinger Strasse 9, 1140 Wien)
    Salon5 (Fünfhausgasse 5, 1150 Wien)
  • Kartenvorverkauf:
    Karten erhältlich bei klassik.oeticket.com und an allen oeticket-Vorverkaufsstellen
    oder telefonisch unter 01/ 96 0 96. Wählen Sie bitte aus unserem Spielplan.
  • Abendkasse:
    Geöffnet ab 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn an den jeweiligen Spielorten.
  • Kontakt:
    Email: info(at)zorn-festival.at
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